Diagramm-Geschichten

Diagram Stories

In der GDI-Studie Next Health finden sich vier Diagramme. Ohne umfangreichen Begleittext bringen die Diagramme Sachverhalte oder Hypothesen auf den Punkt bringen. Jedes Diagramm erzählt für sich, eine kleine Geschichte:

Ich möchte diese Art von Diagrammen “Diagram Stories” nennen. Und ich finde, Diagram-Stories sind eine großartige Idee, um abstrakte Sachverhalte zu illustrieren!

Lassen sich auch Resultate eines Insights-Prozesses auf diese Weise veranschaulichen? Einen Versuch ist es wert! Anbei ein paar Beispiele aus einem laufenden Insights-Prozess, in dem es um die elektronische Patientenakte und Gesundheits-Apps auf Rezept geht.

Erstes Beispiel: ein Venn-Diagramm. Es geht um die Frage, wer Zugriff auf bestimmte Daten haben soll (hier: die Daten einer elektronischen Patientenakte). Das Diagramm zeigt die verschiedenen Kreise. Es fehlt ihm aber leider die Dynamik der Diagram-Stories aus der GDI-Studie. Der Sachverhalt ist rein statisch, sowohl visuell wie auch vom Inhalt her. Das macht ihn ein bisschen weniger interessant.

Zweiter Versuch: ein Balkendiagramm. Thema hier: Digitalisierung hat den Effekt, dass die Menge an patientenbezogenen Informationen wächst. Allerdings wächst nur die Menge von Informationen, die verschriftlich sind. Nicht-verschriftlichte Informationen gehen im Zuge der Digitalisierung verloren oder werden vernachlässigt. Das Balkendiagramm suggeriert, dass die Gesamtmenge der Informationen unterm Strich konstant bleibt statt anzuwachsen. Beim Diagramm-Machen wird klar, dass man sich entscheiden muss, was die Hypothese betrifft: Verändern sich nur die Anteile, oder verändert sich auch die Gesamtmenge der Information? Hier hilft das Diagramm beim Zuspitzen des Gedankens.

Dritter Versuch. Ein Dammbruchargument. Das Argument besagt: Wenn man Patienten zwingen würde, gegenüber all ihren behandelnden Ärzten ihre Gesundheitsdaten offen zu legen (um unnötige Mehrfachuntersuchungen zu vermeiden), dann wäre es nur noch ein kleiner Schritt dahin, Raucher:innen die Erstattung von gesundheitsbezogenen Kosten zu verweigern. In beiden Fällen schließlich geht es darum, dass Patient:innen aus eigenen Stücken etwas tun können und sollen, um unnötige Gesundheitskosten zu vermeiden.

Das Diagramm (unten) deutet eine Analyse des Dammbruch-Argumentes an. Die Analysehypothese: Damit das Dammbruch-Argument valide ist, müsste es eine relevante Schnittmenge zwischen den Fällen “(a) Mehrfachuntersuchungen” und “(b) Raucher:innen geben. Oder die Fälle (a) und (b) müssten sich hinsichtlich relevanter Eigenschaften (hier dargestellt durch Farbe oder Form) ähneln. Durch die diagrammatische Aufschlüsselung wird die Aufmerksamkeit darauf gelenkt, dass es vielleicht gar nicht so einfach sein könnte, eine Schnittmenge oder ähnliche Eigenschaften zu identifizieren, die das Dammbruch-Argument tatsächlich stützen. Schließlich gibt es zwischen dem Fall “Mehrfachuntersuchungen” und dem Fall “Raucher:innen” ja auch noch viele Unterschiede!

Fazit: Gute Diagram-Stories zu entwickeln, die einen Gedanken auf den Punkt bringen, ist gar nicht so einfach. Aber Visualisierungsform, die einen Text belebt und dabei mehr ist als eine bloße Illustration, erscheinen Diagram-Stories als ein interessanter Ansatz.